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Kenne deine Optionen: Welche Verhütungsmethode ist die beste?

Disclaimer:

Am 07.06.2019 diskutierte ich mit einer großen Runde Frauen, Bloggerinnen und Autorinnen, Ärzten und auch Vertretern des Unternehmens Jenapharm auf einer Konferenz über das Thema weibliche Verhütung. 

Alle Perspektiven der weiblichen Verhütung wurden dabei angesprochen und fanden Raum. Dieser Beitrag bewirbt weder eine Verhütungsmethode, noch schließt er eine andere aus. Ich hoffe, dass er zu Information und Aufklärung beitragen kann.

Meine wichtigste Botschaft: Dein Körper, deine Entscheidung. Am Ende muss jede Frau für sich allein über die Form ihrer Verhütung entscheiden und sich dafür vor niemandem rechtfertigen. Wichtig ist, dass du dich sicher, wohl und gut fühlst, egal mit welcher Methode. 

Der Beitrag ist sehr. sehr lang geworden, das weiß ich, aber es war mir wichtig wirklich alle Fragen, die ihr mir in mehr als 1200 Messages geschickt habt, auch wirklich aufzugreifen, ich hoffe ihr nehmt euch die Zeit, die er braucht <3
Alles Liebe, Lina


Keiner hier nimmt die Pille – nur ich. 

Und ich schäme mich fast das zuzugeben.
Ich verhüte hormonell, ich fühle mich wohl damit.

Ist das noch ok?

13 von 17 Frauen geben an, dass sie sich für aufgeklärt halten und ihren eigenen Körper gut kennen.
Auch in unserer Runde ist das so. Gerade das Thema hormonelle Verhütung ist emotional besetzt, jeder hier hat sich darüber Gedanken gemacht, viele positionieren sich klar dagegen, ein paar von uns haben konkrete, klare Erfahrungen.
Dementsprechend persönlich und intensiv wird die erste Diskussion. Wer verhütet wie – und warum? Warum hormonell, warum auf keinen Fall hormonell. Auf die Frage nach dem Warum angesprochen traut sich eine von uns zu sagen: „Ich habe bei Hormonen einfach seit einiger Zeit, auch seit der aufgekommenen Diskussion in allen möglichen Medien und sozialen Kanälen so ein unangenehmes Grundgefühl..“, sagt eine von uns und spricht damit aus, was meiner Meinung nach ganz, ganz vielen Frauen im Kopf herumgeht.

Auch hier im Raum ist die Stimmung emotional. Zwar treffen wir uns hier auf Augenhöhe, reden miteinander, statt uns in aufgeheizten Online-Debatten mit Links zu befeuern, aber auch wir reden über unterschiedlichste Studien aus unterschiedlichsten Ländern, greifen unzählige Zeitungsartikel auf.

Als Dr. Lombardo dann an das Whiteboard geht und einen natürlichen Hormonzyklus einer Frau anzeichnet, uns bittet die Hormone und ihre Kreisläufe im Körper zu benennen, wird es bemerkenswert ruhig im Konferenzraum. Niemand möchte jetzt nach vorn gehen und einen Fehler machen, ein bisschen fühlt sich das an wie eine Biokurzkontrolle der 9. Klasse.

Nur dass das da vorn zwar tatsächlich Stoff ist, den jeder Gymnasiast mit spätestens 15 genau so detailliert hätte herunterbeten können – aber wir sind nicht mehr in der Schule. Das da vorn sollte kein abgefragter Stoff sein, den man irgendwann mal ganz genau wusste – sondern vollends verstanden und verankert in uns selbst, wenn wir uns wirklich mit unseren Optionen beschäftigen und darüber diskutieren wollen.

„Irgendwie fühle ich mich gerade fast geschockt“, gebe ich vor der Gruppe zu. „Wir diskutieren internationale Studien und jeder glaubt mehr Zeit-Artikel gelesen oder in Online-Diskussion kritisch hinterfragt und zur Aufklärung beigetragen zu haben, während wir eigentlich nicht mal die Basics, die es für die Diskussion bräuchte, wirklich sicher draufhaben. Wer von euch hätte den Hormonkreislauf fehlerfrei hinbekommen und auch bei Fragen nach lokalen und systematischen Verhütungsmitteln wirklich alle zuordnen können? Wir stellen zwar fest, dass sich 13 von 17 Frauen gut aufgeklärt fühlen, aber was, wenn uns unser eigenes Gefühl belügt?“

Während des Mittagessens denke ich wieder über die Zahl nach und auch über all die Fragen, die ich in den letzten Tagen von mehr als 4000 Menschen, die sich auf Instagram an meiner Umfrage beteiligten, bekommen habe. So viele Sätze waren dabei, die mich umgehauen haben. 

 

... wie gut kennst du dich wirklich?
...wer beeinflusst deine Verhütung?

Es gibt immer noch Frauen, die glauben, dass sie ohne eine Schwangerschaft keine Spirale benutzen dürften, die Vasektomien ablehnen, weil sie befürchten der Partner könnte dadurch seine Potenz verlieren, Frauen die glauben, dass man nach dem Absetzen der Pille sehr lange nicht schwanger werden kann oder, dass eine Verhütung eigentlich nur während der drei fruchtbaren Tage unseres Zyklus nötig ist. Generell gibt es so viele Mythen und so wenig echtes Wissen über unseren eigenen Körper, über die Länge unseres Zyklus, darüber welche Hormone wir produzieren, in welcher Konzentration und vor allem: wann sie wie wirken.
Was ist ein FSH-Hormon, was ist dann wieder LH, was Östrogen und was Progesteron und ist irgendwas davon auch gleichzeitig Gestagen, was von alledem ist schon natürlich in unserem Körper (Spoiler: alle!) und was genau ist eine Hypophyse?


Wen das gerade verwirrt hat, wer hier gerade fast aus dem Text ausgestiegen wäre oder zumindest kurz gezweifelt hat, ob er wirklich alle Antworten zu seinem eigenen Körper drauf hat: das ist ok. Nicht optimal, aber ok. Ich glaube nämlich dass es 13 von 17 Frauen so geht. 

 

#basics: hormone & zyklus

Der weibliche Zyklus wird von 4 Hormonen beeinflusst, 3 Hormone müssen zusammenspielen, damit ein Eisprung stattfindet

fsh & östrogen

Die Schaltzentrale sitzt im Gehirn. Zu Beginn des Zyklus produziert die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) das follikelstimulierende Hormon (FSH), das die Reifung eines Follikels (Eibläschens) im Eierstock anregt. Auch Männer haben übrigens FSH, bei Ihnen regt es die Spermienbildung (Spermatogenese) an. 

Gleichzeitig zur Reifung der Eizelle wird in diesem Eibläschen das Hormon Östrogen produziert und ins Blut abgegeben – der Östrogenspiegel steigt an. Durch das Östrogen wird u.a. in der Gebärmutter die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut, eine Voraussetzung für eine mögliche Schwangerschaft.

lh & progesteron

Wenn der Follikel ausgereift ist, schüttet die Hirnanhangdrüse das luteinisierende Hormon (LH) aus. Dies löst den Eisprung aus. Der Follikel platzt, die Eizelle verlässt den Eierstock und begibt sich auf die Reise durch den Eileiter zur Gebärmutter.

Die im Eierstock verbleibende Follikelhülle wird zum Gelbkörper umgebaut und produziert dann das natürliche Gestagen Progesteron oder auch das Gelbkörperhormon genannt.

1 | erhöhtes östrogenlevel: eireifung

Zu Beginn des Zyklus, während der Menstruation, beginnen die Eibläschen (Follikel) in den Eierstöcken zu reifen. Während dieser Reifung produzieren die Eibläschen Östrogen.

2 | erhöhtes LH-level: eisprung

Ca. 36 Stunden vor dem Eisprung und während des höchsten Östrogen-Wertes,  beginnt das LH-Level zu steigen.

Die höchste LH-Konzentration wird 6 bis 8 Stunden vor dem Eisprung erreicht. Wobei der zeitliche Verlauf und die Ausprägung des Peaks von Frau zu Frau und von Zyklus zu Zyklus schwanken können.

Wenn das Östrogenlevel entsprechend hoch ist, wird als Folgereaktion das Luteinisierungshormon (LH) von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) freigesetzt. Die LH-Ausschüttung erfolgt sprunghaft und es bildet sich ein sehr scharfer LH-Peak aus.

3 | erhöhtes progesteron-level

Im Verlauf des Zyklus wird ein Eibläschen ausgewählt, dass zum dominanten Follikel weiter heranreift. Dieser Follikel enthält eine Eizelle, welche von einer Flüssigkeitsblase umgeben ist. Diese Flüssigkeitsblase wird immer voluminöser während der Reifung des Follikels. In dieser Flüssigkeit selbst werden bereits erste Mengen Progesteron produziert.

Wichtig: Progesteron  bereitet den Körper auf eine Schwangerschaft vor, in dem es bspw. die Gebärmutterschleimhaut verdickt:

Progesteron sorgt dafür, dass das Ei befruchtet werden und sich in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann, dass die Schwangerschaft erhalten bleibt und sich die Brustdrüsen auf die Milchsekretion vorbereiten. Deshalb wird bei Schwangeren Progesteron zusätzlich in der Plazenta produziert.

4 | welche Rolle spielt gestagen?

Gestagene sind synthetische(!) Gelbkörperhormone, die in ihrer Wirkung dem körpereigenen Progesteron ähneln. Oft wird das Progesteron auch als "körpereigenes Gestagen" bezeichnet.

Heißt: Gestagene verdicken unter anderem unsere Gebärmutterschleimhaut, sodass von außen keine weiteren Spermien eindringen können. Diese Eigenschaft wird für die Verhütung genutzt. 


#meine
Verhütung

Kenne deine Optionen!

Vielleicht brauchen wir darum gar nicht noch mehr Diskussion. Vielleicht sind wir so versteift darauf unsere Verhütung zu verteidigen oder darüber zu streiten, dass wir uns selbst, die Entscheidung über unsere Optionen, den Fakt, dass wir die Wahl haben und dass man eine gute Wahl nur treffen kann, wenn man sich klar und informiert, statt abgeschreckt und verunsichert fühlt, völlig in den Hintergrund stellen. Vielleicht brauchen wir nicht noch mehr Meinung, sondern eher viel mehr Information. Vielleicht einfach mehr grundlegende Fakten. 

Ich möchte mit diesem Artikel dazu beitragen. Ich möchte keine Verhütungsmethode ranken, bewerten, anpreisen oder bewerben. Ich möchte euch Fakten liefern, helfen eine Basis zu schaffen. Alle Informationen, die ich euch hier, in diesem Text gebe, sind von Ärzten geprüft und belegt.

Generell – und das ist mir wichtig, wenn ihr euch belest, googelt oder Kommentare, bzw. Links oder Artikel, die in sozialen Medien geteilt werden, konsumiert – fragt euch immer: ist meine Quelle belegt? Woher stammt diese Untersuchung? Ist sie wirklich repräsentativ und Konsens unter den Experten – oder nur eine Einzelstudie? 

Ein Beispiel: 

Es gab einmal eine Studie im Jahr 2007, die besagte, dass Sonne auf die Fruchtbarkeit positive Auswirkungen haben kann. Das war die Überschrift.

Und das hier ist die Realität der Studie: 29 Frauen wurden gefragt, ob ihre Laune vom Wetter abhinge und die Mehrzahl gab an, dass das so sei.
Auf die Frage, ob eine positive Stimmung sich auch auf den Wunsch nach Sex mit dem Partner oder generell auswirke, sagten sie ebenfalls ja.
Die Geburtenrate in Spanien und Italien war höher als in Deutschland.
Die „Forscher“ leiteten aus diesen korrekten Fakten ab, dass mehr Sex auch eine erhöhte Chance für eine Schwangerschaft bedeuten kann.
#mindblown

Warum sollen Frauen sich überhaupt um ihre Verhütung kümmern?

Am Ende müsst ihr vor niemandem rechtfertigen, wie ihr verhütet. Ihr müsst keinem Trend gefallen, ihr müsst keinen setzen. Ihr müsst niemandem erklären, wie sicher eure Verhütungsmethode ist. Ihr müsst nicht beweisen, wie geschützt ihr euch damit fühlt und dass sie für euch funktioniert. Es muss einfach so sein. 

Mit der Kontrolle über den eigenen Körper, kommt auch die Verantwortung für ihn, für eure eigene Lebensplanung und ungeborenes Leben. 

Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich ein Leben führe, dass so regelmäßig ablaufen würde, dass ich mich wohl mit einer NFP-Methode fühlen könnte. Ich möchte keine Kupferwolke in meinem Uterus haben. Ich könnte mir eine Spirale vorstellen – allerdings fühle ich mich im Moment noch gut mit meiner Pille. Wobei es schon schön wäre, nicht regelmäßig die Reisetasche auf dem Weg zum Bahnhof oder im Auto panisch nach eben diesem Medikament zu durchsuchen, da bin ich ganz ehrlich. Die Frage nach meiner perfekten Verhütung ist also auch für mich noch nicht geklärt. Aber ich fühle mich wohl genug, um sie ohne Stress oder Druck stellen zu können: selbstbestimmt und für mich. 

Verhütungsmethoden 

hormonelle verhütung

 
SPIRALE

ja, hormone /lokal

Die Spirale ist ein kleines „T“ aus flexiblem Kunststoff, das von deinem Frauenarzt/deiner Frauenärztin in die Gebärmutter eingesetzt wird. Dort setzt es eine sehr geringe Menge Gestahen frei, das vorrangig lokal in der Gebärmutter wirkt.

Je nach Präparat schützt dich Spirale sicher für bis zu 3 bzw. 5 Jahre.

Wirkweise:

Die Spirale gibt kontinuierlich geringste Mengen eines Gestagens in die Gebärmutter ab. Durch die verhütende Wirkung in der Gebärmutter werden die Spermien in ihrer Aktivität gehemmt und können dank eines verdickten Schleimpfropfs im Gebärmutterhals nicht in die Gebärmutter vordringen. Der natürliche hormonelle Zyklus bleibt dabei in der Regel erhalten.

Die Monatsblutung kann schwächer ausfallen, seltener werden oder ganz ausbleiben. 

HORMONSTÄBCHEN
 
ja, hormone

Das Hormonstäbchen ist ein kleines flexibles Silikonstäbchen, das vom Frauenarzt auf der Innenseite des Oberarms direkt unter der Haut eingesetzt wird, 

Das Präparat schützt für 3 bis 5 Jahre.

Wirkweise: 
Das Hormonstäbchen setzt kontinuierlich ein Gestagen in den gesamten Körper frei. Dadurch wird der Eisprung gehemmt, der Schleimpfropf im Gebärmutterhals für Spermien undurchlässig gemacht und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert.

Da hier keine Anwendungspause erfolgt, kann die Monatsblutung stärker oder schwächer, unregelmäßiger werden oder auch ausbleiben.

DEPOTSPRITZE
 
ja, hormone

Die Depotspritze ist eine Injektion, die in der Regel vom Arzt verabreicht wird. Das Präparat schützt für 3 Monate nach der Injektion.

Wirkweise:
Aus dem „Depot“ wird ein Gestagen über den Zeitraum von 3 Monaten langsam ins Blut abgegeben, und wirkt im gesamten Körper. Dadurch wird der Eisprung gehemmt, der Schleimpfropf im Gebärmutterhals für Spermien undurchlässig gemacht und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert.

Da hier keine Anwendungspause erfolgt, kann die Monatsblutung stärker oder schwächer, unregelmäßiger werden oder auch ausbleiben.

VERHÜTUNGSRING
 
ja, hormone

Der Verhütungsring ist ein verschreibungspflichtiger Kunststoffring mit einem Durchmesser von etwa 5 Zentimetern. Er wird selbstständig in die Scheide eingesetzt. Dort setzt er über 3 Wochen zwei Hormone (Östrogen und Gestagen) frei, die ähnlich wie die der Pille im ganzen Körper wirken.

Wirkweise:
Die freigesetzten Hormone Gestagen und Östrogen werden über die Scheide aufgenommen und wirken im gesamten Körper. Dadurch wird der Eisprung gehemmt, der Schleimpfropf im Gebärmutterhals für Spermien undurchlässig gemacht und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert.

Der Verhütungsring führt zu einer regelmäßigen Blutung (eine Folge des Hormonentzugs in der 7-tägigen Anwendungspause) und kann starke und schmerzhafte Blutungen verringern.

VERHÜTUNGSPFLASTER
 
ja, hormone

Das Verhütungspflaster ist ein verschreibungspflichtiges dünnes Quadrat, das auf Bauch, Oberschenkel, Po oder die Außenseite des Oberarms geklebt und einmal wöchentlich erneuert wird.

Wirkweise
Die beiden  enthaltenen Hormone (Östrogen und Gestagen) werden über die Haut ins Blut aufgenommen und wirken im gesamten Körper. Dadurch wird der Eisprung gehemmt, der Schleimpfropf im Gebärmutterhals für Spermien undurchlässig gemacht und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert.

Das Verhütungspflaster führt zu einer regelmäßigen Blutung (eine Folge des Hormonentzugs in der 7-tägigen Anwendungspause) und kann starke und schmerzhafte Blutungen verringern.

PILLE
 
ja 

Die Pille ist eine verschreibungspflichtige Tablette.

Sie enthält entweder ein oder die Kombination aus zwei Hormonen (Östrogen und Gestagen oder nur Gestagen) und wird täglich  zu einer ähnlichen Uhrzeit eingenommen.

Wirkweise:
Die Hormone (entweder nur ein Gestagen oder in Kombination mit einem Östrogen) werden über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und wirken im gesamten Körper. Dadurch wird der Eisprung gehemmt, der Schleimpfropf im Gebärmutterhals für Spermien undurchlässig gemacht und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert.

Die Kombinationspille führt zu einer regelmäßigen Blutung (eine Folge des Hormonentzugs in der Einnahmepause) und kann starke und schmerzhafte Blutungen verringern.

Östrogenfreie Pillen können zu unregelmäßigen, schwächeren oder ausbleibenden Blutungen führen.

_________________________________________

*Wichtig: Die Minipille, die in diesem Zusammenhang auch oft erwähnt wird, ist auch eine reine Gestagenpille, aber sehr viel schwächer dosiert. Sie unterdrückt den Eisprung in der Regel nicht, sondern verdickt lediglich den Schleimpfropf. Um sicher verhütend zu wirken, muss die Minipille aber täglich exakt zur gleichen Zeit eingenommen werden. Sie wird daher nur noch sehr selten verordnet.

hormonfreie verhütung

 
KUPFERSPIRALE
 
hormonfrei

Die Kupferspirale ist ein mit Kupferdraht umwickelter Körper (oder eine Kette/Ball), auf den Kupferhülsen bzw. Kupferperlen aufgefädelt sind. Kupferhaltige Verhütungsmittel werden vom Arzt in die Gebärmutter eingesetzt, sie wirken dort für 3, 5 oder bis zu 10 Jahre.

Wirkweise:
Kupferionen werden in die Gebärmutter abgegeben, wodurch die Überlebensfähigkeit von Samenzellen gehemmt wird. Zusätzlich verhindert eine durch das Kupfer verursachte Entzündungsreaktion der Gebärmutterschleimhaut, dass sich eine ggfs. befruchtete Eizelle einnisten kann.

Die Monatsblutung kann stärker ausfallen und von auch Krämpfen begleitet werden. 

 
KONDOM
 
hormonfrei

Das Kondom ist ein hauchdünner Gummischutz (aus Kautschuk, Kunststoff oder Latex) der undurchlässig für Sperma ist. Es ist das einzige Verhütungsmittel, das bei korrekter Anwendung vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.

Die Sicherheit von einem typisch angewendetem Kondom liegt bei 82% . 

DIAPHRAGMA
 
hormonfrei

Das Diaphragma ist ein mechanisches Verhütungsmittel für die Frau, das vor jedem Verkehr in die Scheide eingelegt wird. 

Wichtig: um die Sicherheit zu erhöhen, sollte ein Spermizid angewendet werden. 

SPERMIZID
 
hormonfrei – aber chemisch!
 
Es gibt Cremes, Scheidenfilm, Schaum, Gel und Zäpfchen mit Chemikalien, die Spermien lähmen oder abtöten. Sie sind ohne Rezept in der Apotheke erhältlich und werden bei jedem Sex selbst angewendet.


Wichtig: die Sicherheit eines Spermizids ist einzeln angewendet unzureichend und sollte in Kombination mit einem Schwamm oder Diaphragma angewendet werden. 

NFP / NATÜRLICHE FAMILIENPLANUNG
 
hormonfrei 

Die natürliche Familienplanung beruht auf selbstgesteuerten Verhütungsmethoden, bei denen du selbst die Tage des Zyklus verfolgst und deine Körpertemperatur misst,  deinen Zervixschleim erfühlst (und im besten Fall auch den Muttermund abtastest) um die fruchtbaren Tage zu ermitteln. Du darfst nur an deinen unfruchtbaren Tagen ungeschützten Sex haben.

Die Verhütungssicherheit ist abhängig davon wie regelmäßig dein Zyklus abläuft, wie gut du deinen Körper beobachten und interpretieren kannst.

Die Messungen müssen zur jeweils gleichen Uhrzeit direkt nach dem Aufwachen und noch vor dem Aufstehen erfolgen und dein Tagesablauf bzw. Lebensstil ist im besten Fall regelmäßig.

Sterilisation
 
hormonfrei 
 
Um eine Schwangerschaft endgültig auszuschließen, kann eine Sterilisation in Erwägung gezogen werden. Bei einem operativen Eingriff werden die Eileiter bei der Frau undurchlässig gemacht, Eizelle und Spermien können also nicht mehr aufeinandertreffen.

Dieses Verfahren ist in der Regel irreversibel und bedeutet eine endgültige Entscheidung gegen eine Schwangerschaft. 

HIER könnt ihr alle Methoden noch einmal miteinander in verschiedenen Kategorien vergleichen und euch noch mehr Informationen holen

mythen & offene fragen – geklärt!

Es gibt trotz all der Aufklätungsmöglichkeiten noch immer sehr, sehr viele Mythen und Unsicherheiten zu verschiedenen Verhütungsmethoden, die immer noch weitergegeben werden.

Ich habe euch aufgefordert mir eure Fragen zu schicken und sie vom Gynäkologen Massimo Lombardo beantworten lassen. 

Wichtig: dies sind nicht meine, sondern seine Worte und fachspezifischen Antworten auf Fragen von Followern oder Mythen, auf die wir via Social Media aufmerksam gemacht worden sind

Die Pille ist das sicherste Verhütungsmittel!

Antwort:
Das stimmt so pauschal nicht ganz: Die Zuverlässigkeit der Pille hängt stark von der korrekten Anwendung ab. Wenn eine Frau auf die perfekte Einnahme achtet – die Pille also nie vergisst, mögliche Wechselwirkungen berücksichtigt, usw. – ist die Pille sehr sicher und zählt zu den sichersten Methoden. Wenn eine perfekte Anwendung jedoch nicht gewährleistet ist (was in der Realität meist der Fall ist), liegt der Pearl-Index der Pille bei 9. Das heißt, bis zu 9 von 100 oder 90 von 1.000 Frauen werden durchschnittlich trotz Pille pro Jahr schwanger. 

Komdome gehen nicht so leicht kaputt!

Antwort:
Mit dem Kondom verhält es sich ähnlich wie mit der Pille: Auch hier klafft eine große Lücke zwischen „perfekter Anwendung“ und „typischer Anwendung“: Während unter perfekter Anwendung etwa 20 von 1.000 Frauen trotz Kondom schwanger werden, sind es typischerweise bis zu 180 von 1.000 Frauen. Kondome können verrutschen, durch Fingernägel beschädigt werden oder sich aufgrund bestimmter Substanzen in Cremes auflösen – Anwendungsfehler gibt es in der Tat diverse.

Ich habe gelesen. die Spirale verletzt die Gebärmutter und kann sie so vernarben lassen, wenn man sie mehr als 1x wechselt, dass man unfruchtbar wird.

Antwort:
Das ist natürlich als Pauschal-Aussage falsch. Dennoch darf man in der Medizin behaupten, dass es nichts gibt was es nicht gibt und solche Umstände grundsätzlich vorstellbar sind. Eine Verletzung der Gebärmutter findet jedoch bei maximal 0,05% der Einlagen statt. Eine Vernarbung der Gebärmutter führt auch nicht per se zur Unfruchtbarkeit oder zu ernsthaften Beschwerden.

Eine Unfruchtbarkeit durch den Wechsel der Spirale konnte in der langen Geschichte der Spiralen (erste Spirale: 1906) nicht dargestellt werden.

 

Die Spirale passt nur in einen Uterus, der schon ein Kind bekommen hat.

Antwort: 
Dass die Spirale nur für Frauen geeignet ist, die bereits Kinder haben, stimmt nicht. Schon seit 2014 gibt es Spiralen, die nur 28 x 30 mm klein sind und problemlos auch jungen Frauen eingesetzt werden können.

NFP ist nur geeignet, wenn man einen Kinderwunsch hat

Antwort: 
Wie der Begriff schon sagt, ist dies der eigentliche Sinn der NFP: Natürliche Familienplanung. Es spricht trotzdem nichts dagegen, dass die Methode auch zur Verhütung eingesetzt wird. Dabei muss nur klar sein, dass die Zuverlässigkeit – gerade im Vergleich zu hormonellen Methoden und Langzeitverhütungsmethoden – schlichtweg gering ist: Um über NFP einigermaßen sicher zu verhüten, sind maximale Disziplin und eine sehr gute Kenntnis des eigenen Körpers nötig. Darüber hinaus ist ein gewisser „Risikofaktor“ immer gegeben, da Zyklen oftmals schwanken und auch die Zahl der fruchtbaren Tage variieren kann. 

Die Einlage einer Spirale ist sehr schmerzhaft

Antwort:
Was den Schmerz betrifft, empfindet jede Frau anders. Laut einer Studie4 verspürten zwei Drittel der Frauen bei der Einlage einer Spirale nur ein „leichtes“ Ziehen oder Drücken im Unterbauch, ähnlich wie bei der Monatsblutung. Aber Fakt ist: Jede Frau empfindet anders!

4 Jensen JT et al. Contraception 2008; 77: 22–29.

Man darf die Pille nicht einfach so absetzen!

Antwort:
Um den Körper nicht „durcheinanderzubringen“, sollte man versuchen den jeweiligen Blister zu Ende zu nehmen. Dadurch kann auch leichter der natürliche Zyklus im Folgenden starten. Ausnahmen sind Pillen-Einnahmen ohne Pause – diese kann man immer unterbrechen. Außerdem sollte auch bei Beschwerden nicht gewartet und sofort die Einnahme beendet werden.

Man darf bei Verhütung nicht viel "herumprobieren", das ist ungesund...

Antwort:
Dies ist eine sehr individuelle Entscheidung. Genau genommen sollte man seine Verhütung seinem Leben anpassen – und nicht umgekehrt. Falls sich also das Leben ändert und damit neue Anforderungen an Verhütung einhergehen, spricht nichts gegen häufigeres „rumprobieren“. Beachten solle man jedoch bei allen östrogenhaltigen Verhütungsmitteln (Pille, Ring, Pflaster), dass das Thromboserisiko nach jeder Einnahmepause von 4 Wochen oder länger jeweils wieder höher ist als bei fortgesetzter Einnahme.

Nach einer Langzeitverhütung ist es schwieriger sofort schwanger zu werden

Antwort:
Zur Langzeitverhütung zählen verschiedene Methoden, zum Beispiel die Hormonspirale, die Kupferspirale und das Implantat. Laut aktueller Studienlage ist die spätere Fruchtbarkeit der Frau durch diese Methoden keineswegs beeinträchtigt: Nach Absetzen bzw. Entfernen der Methode kann die Frau in der Regel – mit derselben Wahrscheinlichkeit wie vor der Langzeitverhütung – direkt wieder schwanger werden. 

Es dauert manchmal sogar mehr als ein Jahr, um die Pille und die synthetischen Hormone wieder aus dem Körper zu kriegen.. 

Antwort:
Auch dieser Mythos ist schlichtweg falsch. Die mit der Pille aufgenommenen Hormone sind meist schon nach einigen Tage vollständig aus dem Körper ausgeschieden, was man daran sehen kann, dass spontan wieder eine Monatsblutung einsetzt. In Einzelfällen kann es etwas länger dauern, bis das natürliche Zusammenspiel der körpereigenen Hormone wieder funktioniert, doch liegt das nicht daran, dass sich noch Pillenhormone im Körper befinden. Meist betrifft das Frauen, die schon vor der Pille unter Zyklusstörungen gelitten haben. Treten nach Absetzen der Pille Probleme auf, z.B. Haarausfall, schlechte Haut oder Blutungsunregelmäßigkeiten, so ist der Grund dafür nicht die Noch nachwirkende Pille. Vielmehr ist es so, dass in einem solchen Fall der natürliche Zyklus die Beschwerden verursacht, weil eine Hormondisbalance vorliegt.

Während der Zeit der Pillenanwendung wurde diese "Störung" in den meisten Fällen lediglich ausgeschaltet.

Die Hormone der Spirale gehen genau so ins Blut, wie die Hormone der Pille, da gibt es keinen großen Unterschied... 

Antwort: 
Die Hormonspirale setzt Gestagene direkt in der Gebärmutter frei, wo sie ihre verhütende Wirkung entfalten. Diese können dann zwar auch ins Blut gelangen - allerdings nur in sehr geringen Mengen. Die Pille hingegen wird oral eingenommen und wirkt dann über die Blutbahn im ganzen Körper. Dazu gelangen mit der Pille deutlich höhere Hormonmengen ins Blut als mit der Spirale.

Stimmt es, dass man mit Kupfer auch abtreiben kann? Ist es eine Alternative für die "Pille danach"?

Antwort: 
Eine Abtreibung setzt eine Schwangerschaft voraus. Eine Schwangerschaft ist erst eingetreten, wenn sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat. Ab diesem Moment kann man weder mit der Pille danach noch mit kupferhaltigen Verhütungsmethoden etwas ausrichten.

Allerdings können sowohl Kupferspirale, -ball und -kette als auch die Pille danach zur Notfallverhütung eingesetzt werden: Während die Pille danach den Eisprung verschiebt und so eine Befruchtung verhindert, senken die durch die Spirale freigesetzten Kupferpartikel die Vitalität von Spermien und Eizelle und hemmen zusätzlich die Einnistung einer bereits befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut. Durch das Einsetzen kupferhaltiger Verhütungsmethoden kann noch innerhalb von 5 Tagen nach der Befruchtung eine ungewollte Schwangerschaft verhindert werden.

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Comments

  • Sehr gut zusammengefasst, toll geschrieben wie immer. Habe heute auch das erste mal deinen Podcast gehört. Bin wie so oft positiv überrascht. 🙂

  • Wow Lina! Was ein Beitrag. Selten hab ich mich beim lesen so geschämt, wie wenig gut ich mich doch auskannte… Danke, dass du so ein wichtiges und emotional aufgeladenes Thema angegangen bist und so ausführlich und klug darüber berichtet hast! Wirklich toll!! Vielen Dank!!!

  • Ein sehr gelungener Artikel! 🙂
    Danke dafür <3
    Ich finde es auch extrem wichtig, möglichst viele Infos über die verschiedenen Möglichkeiten zu haben.
    Das man schon wenige Tage nach Absetzen der Pille keine Hormone mehr im Körper hat war mir neu. Ich frage mich ob das Thromboserisiko auch im gleichen Maße sinkt – jemand ne Ahnung?
    Liebe Grüße

    • Ich gebe dir dazu gern eine fundierte Antwort von unseren Ärzten, die diesen Artikel überwachen. ich frage direkt nach <3

  • Hi super Artikel! Toll wie alles dargestellt ist.
    Beim Diaphragma ist mir nur ein Fehler aufgefallen: es MUSS mit Verhütungsgel angewendet werden, um Sicherheit zu garantieren. Allerdings gibt es Verhütungsgels, die nicht chemisch sind sondern einen sauren PH Wert haben und somit den unfruchtbaren Zervixschleim nachahmen.
    Liebe Grüße
    M.

    • Hi Magdalena,
      Das Diaphragma hat ohne Creme oder Gel einen Pearl Index von 78-81%, das ist natürlich kein Spitzenwert, aber bei korrekter Anwendung ein Schutz, mit einem Gel kann man bis zu 86% meines Wissens nach erreichen. So oder so spielt das Diaphragma ja aber kaum noch eine Rolle – die bessere Alternative ist ja sofort das Kondom.

      Alles Liebe, Lina <3

  • Liebe Lina,

    Obwohl ich mich beruflich bedingt schon ziemlich gut auskenne (bin Apothekerin) habe ich deinen Artikel sehr sehr gerne gelesen. Super gut zusammengefasst. Habe selten so gut und einfach beschriebene, so detailierte Übersicht gesehen. 🙂

    Liebe Grüße
    Myri

  • Hey Lina ganz toller Beitrag und sowieso toller Podcast!

    In Sachen NFP gibts inzwischen ja auch schon Fortschritte. Ich nutze zb das Trackle und bin super zufrieden damit. Das ist ja quasi NFP 2.0. Pearl Index liegt bei 0,4-0,6. also weit aus sicherer als die ursprüngliche NFP Methode.

    • Und auch die ursprüngliche NFP-Methode mit Thermometer mit 2 Nachkommastellen ist mit etwas Eingewöhnung sehr sicher!
      Unterschiedliche Messzeiten müssen nicht stören (wie im Artikel fälschlicherweise geschrieben) und die unterschiedliche Zykluslänge macht auch keinen Unterschied, da die Hochlage immer 12-18 Tage dauert und somit lediglich die erste, fruchtbare Phase länger sein kann (in der man aber sowieso mit Kondom o.ä. verhüten muss).

    • Liebe Marlene,

      ich danke dir für deinen Beitrag und deinen Kommentar.
      Mit ist eine Sache sehr wichtig: niemand muss hier hormonelle oder hormonfreie Verhütung pushen, unterstreichen oder in den Fokus setzen oder sie verteidigen. ich weiß, dass viele Frauen sich für eine NFP-Methode entscheiden. Vor mir müssen sie nicht rechtfertigen, wie sicher diese ist oder wie einfach, jeder sucht sich seine Methode. Und wenn du dich gut, sicher geschützt und vor allem persönlich mit den Risiken ok fühlst (das gilt für eine Methode), dann ist das ganz allein deine Entscheidung. Es gibt meiner Meinung nach schon zu viele Artikel, in denen die eine die andere Seite überzeugen will – hier soll es keine Seiten geben. <3
      Außerdem ist es mir wichtig NFP nicht wie eine Methode vorzustellen, die jeder ab morgen beginnen könnte. Es setzt Disziplin, einen balancierten und langzeitstabilen Zyklus voraus. den Wunsch sich mit der eigenen Periode zu befassen, als auch das korrekte Wissen darüber, konkrete Verantwortung, nicht nur beim Lebenswandel, als auch bei der Anwendung. NFP ist für eine sichere Anwenderin eine oftmals unkomplizierte Routine, das stimmt, dennoch ist es auch die Methode, bei der Anwendungsfehler direkten und vor allem erheblichen Einfluss auf die Sicherheit haben. Dessen muss man sich bewusst sein.
      Es ist noch dazu medizinisch erwiesen und in einer Vielzahl Studien belegt, dass die Temperaturmessung zur gleichen Uhrzeit für eine fundierte Sicherheit essentiell ist, abgesehen davon sind manche Zyklen bis zu 42 Tage lang, es gibt Frauen deren Zyklen grundsätzlich zwischen 19 und 37 Tagen variieren, eine Aussage darüber, dass die Zykluslänge keinen Unterschied macht, kannst du darum leider auch nicht so einfach treffen, das ist schlicht falsch.

      Alles Liebe,
      Lina

    • Liebe Lina,

      ich gebe dir absolut recht – letztlich muss jede Frau die Methode wählen, die am besten zu ihr passt und mit der sie sich am sichersten fühlt, ob das dann harmonell oder hormonfrei ist. Oftmals weiß man leider über die Alternativen zur Pille zu wenig – insbesondere wenn man die bereits seit der frühen Jugend nimmt und sich als Vierzehnjährige natürlich nicht richtig damit befasst hat. Von daher super, dass du einen Überblick über die Optionen bietest.
      Leider hat NFP oft diesen negativen Beiklang (oder wird direkt mit Kalendermethode, die absolut nicht sicher ist und eher was von Wahrsagen hat, verwechselt), sodass ich mich z.B. damit lange gar nicht befasst habe, weil mir nicht klar war, dass die Sicherheit bei richtiger Anwendung vergleichbar zur Pille ist. Deswegen auch mein Kommentar und die „Pro-NFP-Argumentation“.

      Bei zwei Dingen möchte ich dir widersprechen:
      1) Jede Frau kann NFP morgen beginnen (sofern keine hormonelle Verhütung erfolgt) – es braucht lediglich ein Thermometer mit zwei Nachkommastellen und das Zyklusblatt, auf dem alle Daten notiert werden (als Ausdruck oder in der App, z.B. mynfp oder Lily). Bei dieser Methode ist wichtig, dass sie bei richtiger Anwendung für die zweite Phase des Zyklus‘ sehr sicher ist (diese lässt sich durch mehrtägigen Temperaturanstieg und Veränderung des Zerfixschleims erkennen), aber in der ersten Hälfte zusätzlich verhütet werden muss (z.B. mit Kondom).
      2) Für diese Methode ist auch kein stabiler, regelmäßiger Zyklus notwendig – die zweite, unfruchtbare Phase ist bei allen Zyklen gleich lang (12-18 Tage), selbst wenn der Zyklus mal 70 Tage dauert (dann geht Phase 1 z.B. 58 Tage und Phase 2 trotzdem nur 12).

      Man lernt dadurch seinen Körper auch noch mal auf eine andere Art kennen. Aber du hast recht, dabei sind einlesen in die Methode, sich mit seinem Zyklus befassen zu wollen und tägliches messen notwendig. Ob die Uhrzeit dafür relevant ist, ist individuell (bei manchen macht es einen Unterschied, wenn eine Stunde später gemessen wird, bei anderen machen auch 5 Stunden keinen Unterschied: https://www.mynfp.de/temperatur-messen#genaue-temperaturwerte). Inzwischen gibt es sogar Messsensoren (z.B. den Trackle), die nachts getragen werden und das manuelle Messen ersetzen (und somit auch unabhängig von der Aufwach-Uhrzeit etc. sind).

      Zusammenfassend: man muss sich mit seinem Körper und der Methode ein wenig beschäftigen, aber für Frauen, die auf Hormone verzichten wollen und ein wenig Disziplin bzgl. täglichem Messen mitbringen, ist es eine echte Alternative. Netter Nebeneffekt: Man kann den Partner ebenfalls gut einbeziehen (Kurvenblätter teilen, App gemeinsam nutzen etc.) und Verhütung ist kein reines Frauenthema bzw. liegt nicht nur bei einem Partner.

      Viele Grüße
      Marlene

  • Wow was ein Beitrag! Ich bin immer noch nicht am Ende, aber gute Arbeit.

    Ich hätte noch zwei Punkte die mir persönlich fehlen.

    – Kondome: MUT zum Gleitgel! So viele „Patzer“ passieren, weil sich niemand ans Gleitgel traut und das komplette Ding trocken reibt.
    – NFP: Nicht jede Frau soll/kann/möchte mit NFP verhüten, dennoch finde ich das Wissen über den eigenen Zyklus SO spannend. NFP bzw. das Tracken der Temperatur etc bringt einem wirklich viel – einfach mal testen

    Danke dir für die tolle ARbeit 🙂

  • Sehr informativer Post!
    Nur leider wirkt die Spirale nicht „lokal“ oder vorrangig lokal. Das ist ein Marketingzweck den leider zunehmend viele Frauenärzte nutzen. Die Gebärmutter ist nicht aus Plastik und ein sehr gut durchblutetes Organ, über die Schleimhäute werden die Hormone aufgenommen und gelangen somit in den gesamten Blutkreislauf. Laut Studien sind die Hormone bereits 1h nach dem einsetzen im Blut nachweisbar. Die Spirale setzt auch wesentlich mehr Hormone frei als bspw. die Pille.

    • Hey Jini,

      hab vielen Dank für deinen Beitrag und deine kritische Stimme!
      Ich möchte dich nur um eine Sache bitten: wenn du solch kritische Fakten postest – diese auch zu belegen, hier vielleicht den Link der Studien zu posten auf, die du dich beziehst, damit sich andere Leser mit sicheren Quellen informieren können.

      Ich habe deine Kritik direkt weitergeleitet und werde morgen früh noch einmal ausführlicher antworten!

      Alles Liebe,
      Lina

  • Vielen Dank Lina für deine Zeit und deine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Verhütung. Ich finde es toll, dass dieses Thema grundsätzlich immer mehr Anklang findet. Ich bin 30 Jahre und habe die Pille selbst vor knapp 6 Jahren abgesetzt. Ich verwende eine App um meinen Zyklus zu dokumentieren und zusätzlich messe ich meine Temperatur. Einen ganz klaren Vorteil sehe ich daran, dass ich mittlerweile wirklich ganz genau Bescheid weiß, in welcher Phase meines Zyklus ich mich befinde. Es ist doch aber so, dass ich mich als Frau immer noch stark unter Druck gesetzt fühle, wenn es um dieses Thema Verhütung/Schutz geht. Im Sinne von: Warum macht es denn Eindruck, dass dies nur in der Entscheidungsgewalt der Frau obliegt wie ich mich vor Geschlechtskrankheiten schütze oder eine Schwangerschaft verhindere. Ich bin Single und warum sollte ich die Pille nehmen, wenn der Nutzen (im Besten Falle ^^) 1x im Monat zum Tragen kommt? Warum gibt es keine Verhütung für den Mann? Warum scheint es mir so, als wäre das Frauensache? Und, warum reden wir eigentlich nur über die Verhinderung einer möglichen Schwangerschaft anstatt das Thema: Schutz vor GK mit einzubeziehen?
    Okay, wenn ich mich in einer festen Beziehung befinde, ist es und sollte es für meinen Partner ebenso selbstverständlich sein offen und ehrlich über das Thema im Allgemeinen reden zu können. Doch für mich als Frau, die ihre Sexualität ausleben möchte, steht Safer Sex klar an erster Stelle! „Kondome mag ich nicht“ oder „Ich bin sauber – ehrlich“, sind die häufigsten Antworten die ich selbst bekommen habe oder aufschnappe, wenn ich mich mit meinen Freundinnen unterhalte. (Ganz klar: Ein verantwortungsvoller Mann trifft, meiner Meinung, solche unreflektierten Antworten im besten Falle überhaupt nicht!) Ich habe das Gefühl, die Realität sieht anders aus. Ich finde es ziemlich lästig muss ich sagen, dass dieses Thema -hormonelle Verhütung- nur an Frauen adressiert wird – in erster Linie!

    Fazit: Wir sollten mehr darüber reden; uns mehr austauschen; keine Scheu haben dieses Thema anzusprechen. Wir sollten einen Weg finden, dass Sex mit oder ohne Verhütung genauso viel Spaß machen sollte – als würde es dafür einfach keine Gründe geben.

    Als Tipp kann ich nur Kondome empfehlen, die genau an die Größe des Penis abgepasst sind – (kann man googeln ;)) Denn, die Wahrheit ist: Wenn das Kondom nicht richtig sitzt, kann ebenso wenig empfunden werden! Diese Einheitsgrößen auf dem Markt passen nunmal auf die wenigsten Penise und verursachen daher dieses Nicht-Empfinden, rutschen ab oder platzen.

    Danke Lina. An dieser Stelle nochmals ein fettes Lob an dich und deine Arbeit.

    Liebe Grüße Jana

  • Liebe Lina,
    Vielen Dank für den ausführlichen und trotz der Komplexität gut verständlichen Artikel.
    Eine Frage ist bei mir offen geblieben: welche Methoden können Männer nutzen? Klar Kondome kennt hoffentlich jeder, aber wie sieht’s mit hormoneller Verhütung für Männer aus?
    Liebe Grüße
    Maria

    • Erste Versuche der Pille für den Mann wurden aufgrund zu hoher Nebenwirkungen (die ganz ähnlich zu Nebenwirkungen der Pille bei der Frau ausgefallen sind, z.B. Depressionen, Libidoverlust etc.) abgebrochen (s. https://www.spektrum.de/news/pille-fuer-den-mann-mit-zu-vielen-nebenwirkungen/1427682)

      Ich kann empfehlen, den Mann in andere Verhütungsmethoden mit einzubeziehen, z.B. finanziell durch teilen der Kosten. Darüber hinaus kann der Partner mitkommen, wenn die Spirale gelegt wird oder bei NFP kann der Partner sich ebenfalls mit den Regeln vertraut machen und man kann ihm Zugang zur App geben.

  • Ist die Kinderplanung durch, dann ab zur Vasektomie (Erektionsfähigkeit bleibt erhalten). Der beste Beitrag den der Mann, nach der meist von den Frauen getragenen Verhütung, leisten kann.

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