Für mich war immer klar: ich möchte einen Hund, den ich mit meinem Job vereinbaren kann, der mit in Meetings kommt, neben mir im Zug schläft oder mich ins Büro begleitet.
Als ich mit Karsten zum ersten Mal in ein Meeting gehe, bin ich aufgeregt. Er ist zu diesem Zeitpunkt noch ein Welpe, der die meiste Zeit schläft. Ich hatte Glück, während andere Hunde Reisetaschen nicht mögen, legt sich mein Hund freiwillig in seine, er kuschelt dort in einem alten Hoodie von mir und macht keinerlei Geräusche. Aber was, wenn er dann mitten im Hauptteil doch raus muss? Was, wenn er zu bellen anfängt oder unsere anschließende Telefonkonferenz stört? Was, wenn nicht jeder im Raum Hunde mag und ich mir damit direkt einen menschlichen Nachteil verschaffe, wenn es darum geht meine Idee und ja auch meine Person zu verkaufen?
Die ersten 90 Minuten sind ein Kinderspiel. Der Hund schläft, die Kollegen sind entzückt, immer wieder schielt jemand zu ihm hinunter und ich denke mir: den Hund mit ins Büro nehmen, das ist so einfach, keine Ahnung, warum irgendjemand das anstrengend finden oder ablehnen könnte.
Später fordert der Geschäftsführer uns auf, noch eine kleine Besichtigungstour durch die Agentur anzuhängen. Ich versichere mich, dass Karsten angeleint ist und mir nicht hinterherlaufen kann, dann verlasse ich den Raum. Ich bin noch nicht einmal in den Fahrstuhl gestiegen, da höre ich das laute, verzweifelte Fiepsen aus dem Konferenzsaal, das sich in ein hysterisches Jammern steigert und außerdem noch zwei weitere Bürohunde ansteckt, die sich genau so engagiert in das Klagelied werfen, wie mein Hund es vorgibt. Im Meeting zu schlafen war ok, allein auf den zweiten Teil des Meetings zu warten, offenbar nicht.
Der Alphahund des Büros versucht noch die Situation mit einem tiefen Bellen zu kontrollieren, verliert aber gnadenlos gegen den Lärmpegel. An den Tischen rollen ein paar Mitarbeiter genervt mit den Augen oder legen erschrocken die Hand über die Sprechmuschel des Telefons. Ich fühle mich schrecklich. Hund im Büro – also doch eine größere Herausforderung, als gedacht? Am Ende vielleicht immer nur ein Kompromiss für alle?
Das muss doch anders gehen ..
# We Are Better With Pets
Fakt ist: Menschen, die offen auf Hunde zugehen können und mit ihnen den Arbeitsplatz teilen, sind entspannter, arbeiten kreativer und achtsamer – gerade Streicheleinheiten und der direkte Kontakt bauen Stress ab und gleichen uns auch mental aus. Kennt man in der Praxis ja: 5 Minuten Hundeohren kraulen und man kann sich eigentlich kaum erinnern, warum das Telefonat eben so kräftezehrend war.
PURINA ist davon überzeugt, dass Hunde und Menschen zusammen einfach glücklicher sind. Seit 2009 hat PURINA deshalb seine Bürotüren für Hunde geöffnet. Seitdem profitieren die Mitarbeiter von den Vorteilen der tierischen Kollegen, von einer verbesserten Gesundheit bis hin zu einer entspannteren Arbeitsatmosphäre. Im Rahmen des Programms „PURINA in Society“ setzt sich PURINA u.a. für Haustiere am Arbeitsplatz ein und hat die Pets at Work Alliance ins Leben gerufen. Jedes Unternehmen kann dieser Initiative kostenlos beitreten. Als Mitglied hat man folgende Vorteile:
1 | PURINA steht den Unternehmen als Experte zur Seite
2 | Zugang zu exklusiven Inhalten und Unterstützung durch Experten (z.B auch bei der Organisation eines Probetages und der Gestaltung derBüroräume etc.)
3 | Exklusiver Workshop mit professionellem Hundetrainer (bei Bedarf)
4 | Bürosets bestehend aus bequemen Körbchen, Wassernapf und Decke für jeden Hund
Ich glaube es ist am Ende mit Hunden ähnlich, wie mit kleinen Kindern im Café: manche bemerken sie gar nicht, andere stören sich schon an ihrer bloßen Anwesenheit, manche stürzen sich auf sie und am Ende ist das Erlebnis für alle immer nur so gut, wie die Eltern oder eben die Hundehalter es anstellen.
Einen Hund einfach in ein Büro zu setzen und das Beste zu hoffen, ist einfach zu wenig. Ich habe schon so viele Bürohunde erlebt, die unverträglich mit anderen Artgenossen sind, die bei jedem Klingeln an der Eingangstür bellen oder unkontrolliert unter den Schreibtischen toben. Dass Kollegen davon genervt sind, verstehe ich. Ich wäre es auch. Und ehrlich gesagt finde ich es sogar ziemlich egoistisch anderen Menschen, ob nun einen Cappuccino oder einen Arbeitstag lang, vermeidbare Lautstärke oder Störungen aufzuzwingen.
So ein Hund kann den Büroalltag bereichern, keine Frage, aber auch immer erst dann, wenn die Basics sitzen und man sie mit Selbstvertrauen abrufen kann.
ich meine damit nicht, dass der Hund funktioniert wie eine Maschine, aber über einen Grundgehormsam verfügt, der auch einfach dafür sorgt, dass du selber entspannt arbeiten kannst, statt in ständiger Alarmbereitschaft auf deinen Hund zu achten.
Was für mich gar nicht geht: Hunde, die sich nicht gut mit anderen vertragen. ich finde es unmöglich einen Hund mit an einen Arbeitsplatz zu schleppen, der mit seiner Laune oder sozialen Schwäche dafür sorgt, dass keine anderen Tiere friedlich co-existieren können. Ich konnte meinen Hund schon ein paar Mal nicht mitbringen, weil es für den amtierenden Bürohund schlicht nicht möglich war sein Revier zu teilen. Der Halterin war das vermutlich über die Zeit und mit der eigenen Gewohnheit völlig egal geworden.
Basics vor dem ersten Tag als Bürohund
Der Hund ist gesund, frei von Parasiten, stubenrein und ordentlich gebürstet
Das Unternehmen hat die Erlaubnis erteilt, deine Kollegen sind informiert
(Tipp: Wenn deine Kollegen merken, dass du die Situation gut vorbereitet hast und dich um eine schnelle Eingewöhnung bemühst, sind alle viel entspannte)
Dein Arbeitsplatz ist entsprechend vorbereitet (Hundekorb, Wassernapf, Spielzeug, Fressen).
Du hast die Möglichkeit in der Mittagspause Spaziergänge mit deinem Hund zu machen, um ihn auszulasten
Der Arbeitsplatz ist fair und angenehm für deinen Hund (nicht zu laut, zu hektisch, etc)
Du hast im besten Fall Kollegen oder eine andere Person in der Nähe, die am ersten Tag bereit wäre, kurz auf das Tier aufzupassen, wenn du in ein Meeting musst.
Dein Hund beherrscht die Kommandos “Auf den Platz” und “Bleib"
Dein Hund verträgt sich gut mit anderen Artgenossen, für mich ist es ein ignorantes No-Go dem Büro einen Platzhirsch aufzuzwingen, der dafür sorgt, dass keine anderen Hunde mehr mitgebracht werden können
Tipps, die mir geholfen haben:
1
Nimm gerade in der Anfangsphase noch viele Leckereien und Snacks mit, damit deinem Hund nicht langweilig wird. Wenn Karsten beispielsweise mit einer Straußensehne beschäftigt ist, braucht man ihn für gut 2 Stunden nicht mal ansprechen, danach trinkt er einen großen Schluck Wasser und schläft für den Rest eines Vormittags. Straußensehen (auch Rindersehnen) haben außerdem den Vorteil, dass sie sowohl leise, als auch geruchsneutral sind. Ich würde stark riechende Snacks und auch Futter einfach zu Hause lassen.
Auch prima – ein Kauspielzeug aus Vollgummi, das nicht so schnell kaputt geht.
Ich habe gerade am Anfang ganz viel gelobt, wenn Karsten freiwillig in sein Körbchen oder seine Reisetasche ging und den Ort so positiv wie möglich besetzt. Bestimmte Spielzeuge und Leckerlies gibt es nur im Körbchen.
2
Ein Spaziergang zur Mittagspause und ein bisschen spielen muss drin sein. Kein Hund kann (oder sollte) 8 oder 9 Stunden auf der Stelle liegen. Gerade zum Lunch kann man den Hund mitnehmen und mit einem Spaziergang belohnen, 10 Minuten toben auf einer Wiese ist perfekt um selbst einmal den Kopf kurz freizubekommen, das pendelt sich irgendwann von ganz allein super ein und ich habe noch nie erlebt, dass sich nicht immer mal wieder Kollegen anbieten, die eine kleine Pause brauchen, den Hund kurz streicheln oder mal fünf Minuten bespielen wollen.
Wenn Konzentration und Ruhe herrschen muss, leine ich Karsten an. Das ist für ihn das Zeichen: ok, Pause
Gerade in Kreativmeetings oder Diskussionen darf er aber auch immer wieder frei herumlaufen.
3
Für viele Hunde ist es kein Problem, wenn das Herrchen oder Frauchen aufsteht, den Raum verlässt oder in Meetings sitzt, in denen der Hund keinen Platz hat. Für meinen Hund war es das. Karsten hat gerade anfangs stark an mir geklammert und Verlustängste gehabt. Das wurde mit dem richtigen Training immer besser, mittlerweile bleibt er in seinem Körbchen (oder dem Reisekörbchen, je nach dem, wo wir sind) und vertraut darauf, dass ich bestimmt bald zurückkomme, allerdings braucht es ab und zu auch noch eine liebe Kollegin, die ihn kurz beruhigt, wenn er dann doch mal jammert. Das klappt mittlerweile aber auch immer besser und meistens schon nach der ersten Aufforderung. (Karsten hat zum Glück auch wenig Ausdauer beim Jammern)
Viel Spaß bei eurem ersten Bürotag mit Hund!
Liebe Lina, vielen Dank für diesen Beitrag! Ich freue mich immer sehr über Hundecontent. mein Hund ist auch ein Bürohund und ich bin sehr glücklich, dass ich ihn jeden Tag mit zur Arbeit nehmen kann. Ich habe ihn bereits im Welpenalter zunächst stundenweise dabei gehabt, sodass er sich wunderbar an diesen Rhythmus gewöhnen konnte. Neben Purina gibt es übrigens auch den Bundesverband Bürohund, der sich sehr für Hunde im Büroalltag einsetzt.
Eine Frage habe ich auch noch: Welche Reisetasche nutzt du für Karsten? Bisher habe ich für meinen Hund leider nichts passendes gefunden.
Viele Grüße
Julia
ich habe eine sehr günstige Tasche von Trixie geholt, um mal auszutesten, ob er sie irgendwie mag 🙂 Jetzt will er keine andere mehr haha
Liebe Lina,
Vielen Dank für den schönen Beitrag. Ich musste sehr kämpfen um meinen Hund mit ins Büro bringen zu dürfen und mittlerweile freuen sich immer alle sehr, sogar die Leute die zunächst eher skeptisch waren. Ich habe das genauso wahrgenommen wie du, das der Hund die Atmosphäre allgemein entspannt und zu Stressabbau bei allen führt. Schön das du mit Purina zusammen Arbeitest!
Liebe Grüße
Liebe Lina,
ich bin gerade zufällig auf eine Seite gestoßen 🙂 Bei uns zieht in zwei Tagen unser Dackel-Welpe Luzie ein und sie soll auch ein Bürohund werden, ich lese deine Beiträge also grad mit totaler Begeisterung und freue mich über die ganzen nützlichen Tipps und Ratschläge.
lieben Gruß von deiner Namensvetterin