STAUB UM UNS

Warm und golden steht er vor uns, sieht aus als würde er sinken, langsam auf den Grund der Tischplatte zukriechen, Zentimeter um Zentimeter, obwohl er nirgends hinkönnte, einen halben Zentimeter vor dem Boden doch nur wieder vom dicken Glas eingefangen wird. Es hat keine Markierung Vielleicht 2cl. Eher 4cl. Es ist ein Donnerstag. Nicht der erste des Monats, der hier lauter als ein Feiertag ist, nur ein gewöhnlicher. Ein Donnerstag wie überall, der Tag an dem die Erinnerungen des letzten Wochenendes so weit weg sind, dass du unbefangene Pläne für das kommende machen willst. 
Fast. Vielleicht gleich. 
Ich greife nach meinem Tequila, trinke ihn und stülpe das Glas zurück auf die Holzplatte. 

 

 


"So – he called." 
"Jep."
"When?"

"After I left the Shack.."
"Did you answer?"
"No."
"So its definitely over?" 
"No, it's just easier like this.." 
"Will you text him? Ask him why he keeps on calling?" 

Ich greife zu ihrem Glas. "I usually do, when this is involved..and then I never get an answer." 

Jeder glaubt genau eine Sache über uns zu wissen. Wir gehören nicht zusammen. Nicht einmal in die gleiche Nähe. Wir sollten uns nicht wiedersehen, nicht wieder zwischen ein paar Zeilen scheitern, uns am besten nicht mehr kennen. Du bist zu unsicher in meiner Nähe, ständig zerrissen. Ich bin sicher ohne dich. 

Ich glaube sie sind froh, dass wir nichts mehr voneinander wissen können und ich glaube du bist es auch. Keine Schuld mehr, kein schweres Gewissen, keine Erinnerungen mehr an diese Geschichte. Es ist leichter so, es ist weicher so. Eigentlich geht es auch gar nichts anders. Du und sie, davon hast du mir erzählt. Er und ich. Davon hast du bestimmt gehört oder gelesen. Ich bin mir sicher du weißt von uns.

Ich laufe im nächsten Sommer noch einmal an dir vorbei. Das ist ein Jahr später. Die Ampel schaltet auf Grün, bevor du mich sehen könntest. Zwei Welten. Ich bin nie in deiner, so weit weg von meiner, länger als zu Besuch gewesen. Du hast meine längst verlassen. Du bist glücklich. Und ich bin so unglaublich weit gekommen. 

Du bist glücklich. Und ich so unglaublich weit gekommen.

Es ist als würde mein Kopf 400 Tage fest aufschlagen, als sich Rotwein und Zigarette ineinander mischen wie alte Erinnerungen, die mit der nächsten Bewegung in lauter Staub um uns schwirren. Ich mache die Augen zu, ziehe dich an mich, wie meine feine Gänsehaut diese schwere, tiefe Unvernunft. Ich sehe dich nicht an. Kann dir unmöglich noch näher kommen, als mein Körper, meine Arme, meine Hände, meine Lippen es gerade sind. Das hier passiert vielleicht nicht und sicher nie wieder. Also will ich es. Umso mehr. Will aufs Spiel setzen, Risiko fühlen, endlich mal wieder, will lieber kaputt machen als verdammt noch mal an allem zu arbeiten oder Geduld mit den richtigen Entscheidungen zu üben. Will voll kollidieren. In dich, ins Nichts.  

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